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In den 1040er Jahren verlegte Eduard der Bekenner seine Residenz in die unmittelbare Nähe des Baus und ließ das Kloster zwischen 1045 und 1065 zu einer repräsentativen Abtei im romanischen Stil ausbauen. Die Weihe der Abteikirche fand am 28. Dezember 1065 statt. Der König war bereits zu krank, um den Feierlichkeiten beizuwohnen, und wurde nach seinem Tod hier beigesetzt. Die einzige noch erhaltene Abbildung dieser ersten Abtei findet sich auf dem Teppich von Bayeux.
Im Jahr 1245 gab Heinrich III. den Bau der heutigen Kirche im Stil der französischen Hochgotik in Auftrag. Bis 1269 waren Chor, Querhaus und der östliche Teil des Langhauses mit dem benachbarten Kreuzgang und dem Kapitelhaus vollendet. Als Architekt dieses Bauabschnitts ist ein Henry of Reyns überliefert, der, wie die Bauformen bezeugen, von der Kathedrale von Reims kam. Erst einhundert Jahre später wurde in den Jahren 1376–1506 das Langhaus errichtet, ohne dass es dabei zu einer Änderung des Formensystems gekommen ist.[4] Der untere Teil der Westfassade stammt aus dem 15. Jahrhundert. Die beiden Haupttürme dagegen wurden erst zwischen 1722 und 1745 von Christopher Wren, Nicholas Hawksmoor und John James errichtet, die dabei gleichfalls den gotischen Stil rezipierten. In dieser Hinsicht ist Westminster Abbey der französischste unter den englischen Kirchenbauten der Gotik. Der größte Teil des Steines kam von Caen in Frankreich (Pierre de Caen), der Isle of Portland (Portland) und der Region Pays de la Loire in Frankreich. Purbeck-Marmor wurde für das Mauerwerk und die Böden von Westminster Abbey benutzt, auch wenn die verschiedenen Grabsteine aus unterschiedlichen Marmorarten bestehen. Der Dachstuhl wurde aus Holz errichtet, das aus den großen irischenEichenwäldern geschlagen wurde, die damals bei Finglas standen, unweit von Dublin.[5]
Im Zuge der englischen Reformation hob Heinrich VIII. die Benediktinerabtei 1540 auf und gab der Kirche den Rang einer Kathedrale der Kirche von England (bis 1550). Nach kurzzeitiger Rückkehr der Benediktiner unter Maria I. errichtete Elisabeth I. 1560 das anglikanische Kollegiatstift St. Peter, das bis heute besteht.[3]
Im Mittelschiff liegt das Grab des Unbekannten Soldaten. In Erde von französischen Schlachtfeldern ruht dort ein unbekannter Soldat des Ersten Weltkriegs „inmitten der Könige, weil er seinem Gott und Vaterland gut diente“, wie eine Inschrift auf schwarzem Marmor verkündet. Der Gefallenen beider Weltkriege wird auch in der St.-Georgs-Kapelle gedacht.
Vom nördlichen Teil des Querschiffs betritt man die hinter dem Hochaltar gelegene „Kapelle Eduards des Bekenners“. In der Mitte ist der Sarg des 1066 gestorbenen Königs. Dahinter steht der Krönungsstuhl, in dem sich bis 1996 der Stone of Scone befand. Auf diesem Stein wurden jahrhundertelang die schottischen Könige gekrönt, bis ihn Eduard I. im Jahr 1297 den Schotten abnahm. An Weihnachten 1950 wurde der Stein gestohlen und erst nach langem Suchen wiedergefunden. 1996 wurde er offiziell an Schottland zurückgegeben und befindet sich seitdem im Schloss von Edinburgh. Der Stein gilt als ein Symbol für die Einheit der Königreiche England und Schottland. In dieser Kapelle befinden sich die Särge von Heinrich III., Eduard I., Eduard III., Richard II. und Heinrich V.
Orgel
Die Orgel der Westminster Abbey befindet sich auf der nördlichen und südlichen Seite des westlichen Teils des Chorschiffs. Das Instrument wurde 1937 anlässlich der Krönung Georgs VI. von der britischen Orgelbaufirma Harrison & Harrison (Meadowfield) erbaut. Es hatte zunächst 84 Register, verteilt auf 4 Manuale und Pedal. In dem Instrument wurde Pfeifenmaterial aus der Vorgängerorgel wiederverwendet, welche von William Hill im Jahr 1848 erbaut worden war. Die beiden Orgelgehäuse stammen aus dem Jahr 1895. Sie waren für die Hill-Orgel angefertigt worden.
Im Zuge einer umfassenden Überholung im Jahre 1982 wurde die Disposition erweitert, insbesondere die der Choir Organ, die mit einem zusätzlichen, nicht schwellbaren Werk (Lower Choir Organ) ausgestattet wurde.
1986 wurde die ursprünglich viermanualige Orgel um ein Bombardewerk (V. Manual, Bombarde Organ) erweitert, das sich im nördlichen Triforium befindet. Im Jahre 2006 wurde die Setzeranlage auf 516 Speicherplätze verdoppelt, und es wurden zahlreiche Pistons (Spielhilfen) eingerichtet. 2008 wurde das Bombardewerk um den Violone 16′ erweitert.
Das Grabmal der Prinzessin Sophia (1606), Tochter Jakobs I.; stereoskopisches Foto
William Wilberforces Grabmal
Königliche Gräber
Den östlichen Abschluss bildet die große dreischiffige Kapelle Heinrichs VII. Beachtenswert ist vor allem die herrliche Decke. Am Ende der Kapelle ruhen in einem Marmorsarg seine Gebeine und die seiner Gemahlin Elizabeth of York. Im linken Seitenschiff stehen die Särge Elisabeths I. und Marias I., im rechten Seitenschiff der von Elisabeths Widersacherin, der schottischen Königin Maria Stuart.
Folgende Mitglieder des englischen Königshauses liegen in der Abbey begraben:
sowie viele der bedeutendsten englischen Dichter und Schriftsteller, siehe „Poets’ Corner“.
Seit 1911 wurden aus Platzgründen zunehmend mehr Urnen bestattet, was schließlich durch das Kapitel zur Regel erhoben wurde. Seit 1936 hat (außer in der privaten Gruft der Dukes of Northumberland) keine Sargbestattung mehr in Westminster Abbey und ihrem Kreuzgang stattgefunden. Ähnliche Regeln gelten auch in der St Paul’s Cathedral.
Museum
Das Westminster Abbey Museum befindet sich seit 2018 im Triforium der Abteikirche und ist unter dem Namen Queen’s Diamond Jubilee Galleries bekannt. Die Ausstellung gliedert sich in vier thematische Kapitel: Bau der Abtei, Andacht und tägliches Leben, die Abtei und die Monarchie und die Abtei und die nationale Erinnerung.[7]
Ausstellungen
Die Sammlungen des Museums enthalten neben einer Sammlung königlicher Begräbnisgegenstände (z. B. Begräbnissattel, Helm und Schild Heinrichs V.), einer Reihe mittelalterlicher Gläser, Skulpturfragmenten aus dem 12. Jahrhundert auch den Krönungsstuhl Königin Marys II. Nachbildungen der Kronjuwelen sowie historische Bildnisse von Edward III., Henry VII. und seiner Frau, Elisabeth I., Karl II., William III., Mary II. sowie Königin Anne.
Wachsfiguren von Horatio Nelson sowie dem Premierminister William Pitt zeigen sie in einigen ihrer originalen Kleidungsstücke. Im Rahmen von Restaurierungsarbeiten eines Bildnisses von Elizabeth I. wurde ein originales Korsett gefunden, welches auf 1603 datiert wird.
Ein weiteres Ausstellungsstück ist Englands ältestes erhaltenes Altarbild, das Westminster-Retabel aus dem späten 13. Jahrhundert. Höchstwahrscheinlich wurde es für den Hochaltar der Abbey entworfen und in den vergangenen Jahrhunderten schwer beschädigt – für die Ausstellung wurde es sorgfältig gereinigt und konserviert.
Literatur
nach Autoren / Herausgebern alphabetisch geordnet
Anthony E. Harvey: The funeral effigies of Westminster Abbey. Woodbridge u. a. 2003, ISBN 0-85115-879-X.
Richard Jenkyns: Westminster Abbey. Cambridge, Mass. 2005, ISBN 0-674-01716-1.
A bibliography of Westminster Abbey. A guide to the literature of Westminster Abbey, Westminster School and St. Margaret’s Church published between 1571 and 2000 compiled by Tony Trowles. Woodbridge u. a. 2005, ISBN 1-84383-154-6.
Tim Tatton-Brown (Hrsg.): Westminster Abbey. The Lady Chapel of Henry VII. Rochester, NY 2003, ISBN 1-84383-037-X.
Eva-Andrea Wendebourg: Westminster Abbey als königliche Grablege zwischen 1250 und 1400 (= Manuskripte für Kunstwissenschaft in der Wernerschen Verlagsgesellschaft. 11). Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 1986, ISBN 978-3-88462-910-9.
↑Johann Josef Böker: Englische Sakralarchitektur des Mittelalters. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 1984, ISBN 3-534-09542-1, S. 190–200, 284f.