Bei einem Terroranschlag in Tel Aviv am 8. Juni 2016 wurden vier Menschen ermordet und 19 verletzt.
Gegen 21:30 Uhr Ortszeit (20:30 Uhr MESZ) eröffneten die Palästinenser Khalid al-Mahmara und Mohammed Moussa Mahmara mit Carl-Gustaf-M/45-Nachbauten im Tel Aviver Sarona Market das Feuer im Café Max Brenner im Bereich Saronas.[1] Drei Opfer starben sofort, ein viertes später; unter ihnen der Professor der Ben-Gurion-Universität, Michael Feige.
Einer der Attentäter wurde von einem anwesenden Wachmann von Kol Israel angeschossen und bis zum Eintreffen der Polizei festgehalten.[2] Der andere floh unbewaffnet, versteckte sich irrtümlich im Haus eines Polizisten und wurde dort später von diesem festgenommen.[3]
Die Attentäter Khalid Al-Mahmara und Mohammed Moussa Mahmara sind Cousins, waren zur Tatzeit 21 Jahre alt und stammen aus Jatta, südlich von Hebron.[4] Ihr Onkel Taleb Mahmara verübte 2002 als Mitglied des Fatah-Ablegers Tanzim einen Terroranschlag, bei dem vier Menschen ums Leben kamen.[4] Taleb wurde verurteilt und inhaftiert, sein Haus abgerissen.[4] Khalid war Student an der Mutah-Universität in Jordanien. Er belegte den Studiengang für Ingenieurwesen.[5] Khalid und Mohammed gelangten durch eine Lücke in der israelischen Sperranlage bei Meitar illegal ins Land.[6]
Ein mutmaßlicher dritter Tatbeteiligter wurde am Tag nach dem Anschlag festgenommen.[7]
Die israelische Regierung widerrief nach der Tat 83.000 Einreisegenehmigungen, die anlässlich des Ramadans erteilt worden waren,[8] erlaubte jedoch tausenden Palästinensern die Einreise ohne diese offizielle Einreisegenehmigung.[9] Am 10. Juni 2016 wurde der Widerruf der Einreisegenehmigungen seitens der Vereinten Nationen durch den UNHCHR-Menschenrechtskommissar Seid al-Hussein als mögliche völkerrechtlich verbotene Kollektivbestrafung kritisiert.[10] Zudem schlossen die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte am 10. Juni die Grenzübergänge zu den Palästinensischen Autonomiegebieten im Gazastreifen und im Westjordanland.[11] Verteidigungsminister Avigdor Lieberman teilte am selben Tag mit, dass künftig die Leichen von bei Anschlägen getöteten Attentätern einbehalten würden.[12] Die israelischen Arbeitsgenehmigungen von Mitgliedern der Familie der Attentäter wurden widerrufen.[6] Offizielle der Sicherheitsbehörden sicherten die Beseitigung der verbliebenen Lücken in der Israelischen Sperranlage zu.[6] Ron Huldai, der Bürgermeister Tel Avivs, verwies auf die Situation der Palästinenser: „Es ist doch unmöglich, Menschen unter Besatzung zu halten und zu glauben, dass sie sich damit abfinden, so weiter zu leben.“[13]
Die Terrororganisation Hamas feierte den Anschlag[14], wohingegen die Fatah ihn verurteilte[15]. Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Ban Ki-moon, erklärte, er sei „geschockt, dass die Führer der Hamas sich entschieden haben, diesen Angriff willkommen zu heißen und zu feiern“.[16]
Der Vater eines der Todesopfer äußerte sich zu den Reaktionen der israelischen Regierung insofern, dass die Politik mit Kollektivstrafen wie der Abriegelung des Westjordanlandes, insbesondere der über Jatta – dem Ort, aus dem die Attentäter stammen – verhängten Ausgangssperre weiter zur Eskalation beitrage. Das Dekret, die Leichen der Täter einzubehalten und die Häuser der Familien zu zerstören, würden „neues Leid, Hass und Verzweiflung schaffen“.[13]
In Erinnerung an den ermordeten Michael Feige stiftete die Ben-Gurion Universität den Michael Feige Career Development Chair in Israeli Society, auf welchen herausragende junge Lehrende berufen werden können.[17]
Koordinaten: 32° 4′ 17,06″ N, 34° 47′ 5,11″ O